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Lausitzer Rundschau 11. Oktober 2016
Geschichtenerzähler mit Pinsel und Zeichenstift
Der Cottbuser Künstler Meinhard Bärmich stellt bei Hugendubel aus
Das Leben verdichten, es auf den Punkt bringen – das kann der Künstler Meinhard Bärmich ebenso gut wie der Autor Hartmut Schatte. Deshalb ist Schattes druckfrischer, von Bärmich illustrierter Aphorismen-Band eine runde Sache. Buchpremiere ist am 18. Oktober bei Hugendubel. Bereits jetzt läuft dort eine Ausstellung des Malers und Grafikers.
Er ist der Schöpfer vieler liebenswerter Maskottchen: des Bundesgartenschau-Otti, der Spreewaldgurke des Tourismusvereins Spreewald, des Paule Flatterplatsch vom Peitzer Land, des Drachhausener Ploni, von GWC-Kater Hans Hilfreich oder von Ecki, dem Eichhörnchen mit der grünen Hose aus Sachsendorf-Madlow. Doch Meinhard Bärmich beherrscht auch den erhellenden zugespitzten Spott der Satire. Sarkasmus ist allerdings nicht seine Sache. Im RUNDSCHAU-Gespräch bekennt der Künstler, der in Drachhausen, Cottbus und im mecklenburgischen Mechow lebt und arbeitet: "Ich liebe Humor, der nicht so anklagend ist, sondern mit einem Augenzwinkern kommt."

Bärmichs Bilder sind der perfekte Hintergrund für die Buchpremiere am Dienstag, 18. Oktober, in der Buchhandlung Hugendubel am Platz am Stadtbrunnen. Literaturkritiker Klaus Wilke hat sich als Moderator des Abends vorgenommen, dem Autor und dem Grafiker manch Erhellendes zu entlocken. Den musikalischen Part steuern die Saspower Dixieland Stompers bei. Wenn es dabei sehr vergnüglich zugeht, überrascht das niemanden.

"Die Realität ist noch schlimmer als die Wirklichkeit", betitelt Hartmut Schatte sein jüngstes Werk. "Geistreich, kurz und vor allem frech" käme die Aphorismen-Sammlung daher, stellt Klaus Wilke fest. Wenn die Sinnsprüche, die der Branitzer in Jahren zusammengetragen hat, auf die Sinnbilder des "Jongleurs mit dem kleinen Weltgeschehen, das Alltag heißt" trifft – so der Autor Klaus Trende über Meinhard Bärmich – dann entsteht etwas Neues, Überraschendes.

"Einen Fuchsschwanz müsste man haben, jammerte der Holzwurm", formuliert Schatte. Bärmich liefert einen lachenden Wurm mit gezähntem Hinterteil dazu. "Am meisten erlebt der Mensch auf Umwegen", schreibt Schatte. Bärmich versetzt die Straßenkreuzung in einen wilden Freudentanz. Mit "Es ist völlig gleichgültig, wer die Welt erschaffen hat. Viel wichtiger ist, wer sie retten wird", schlägt Schatte ernste Töne an. Bärmichs Erde geht mit bandagierten Gliedmaßen am Stock. Dennoch entlässt der Grafiker den Betrachter nicht ohne Hoffnung.

Doch die Ausstellung, die auch nach der Buchpremiere noch bis zum 12. November besichtigt werden kann, vermittelt einen Querschnitt des Gesamtwerks von Meinhard Bärmich. Elfen und Katzen sind dabei häufig wiederkehrende Motive. "Ich vergleiche Frauen gern mit Elfen", bekennt der Maler, "weil sie etwas Märchenhaftes, Geheimnisvolles haben." Gleiches treffe auch auf Katzen zu, die er nie ganz durchschauen werde.

Ob Gewitterlandschaft, Theaterplakat oder Original-Bier deckel vom VEB Vereinigte Getränkebetriebe Cottbus – Bärmichs Bilder stecken voller Geschichten. Die Illustrationen zu Jules Vernes "Die seltsamen Leiden des Herrn Kin-Fo", das im Jahr 1988 beim Verlag "Neues Leben" erschienen ist, bringt dem Ausstellungsbesucher zudem eine ganz andere Welt näher.

Ulrike Elsner

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