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Lausitzer Rundschau 30.07.2002
"Man muss eintauchen ins Geschehen"

Der Grafiker und Maler Meinhard Bärmich über seine Arbeit

Sein Büro passt in einen Koffer. "Da stecken die wichtigen Dateien und Entwürfe drin", sagt der Grafiker Meinhard Bärmich, "so kann ich überall arbeiten." Doch für alles reicht so ein Koffer dann doch nicht. Bärmich hat sein Atelier in der Sachsendorfer Straße, und er zeigt sich glücklich darüber, sein eigener Herr zu sein. Ein Chef, der mir sagt, was ich zu tun habe? Das wäre nichts."

Meinhard Bärmich weiß selbst, was er zu tun hat. In seinem Atelier stapeln sich die Entwürfe, an den Wänden hängen Plakate, die er für das Theater Senftenberg gestaltete, in einer geraden Linie reihen sich die Pinsel auf dem Tisch am Fenster aneinander, und auf einem Regal über der Liege stehen Kartons mit Aufschriften wie "Gutes Papier (getönt)" und "Zeichenpapier" (weiß). Täglich zwischen sieben und acht Uhr morgens fährt der Grafiker von seinem Haus in Drachhausen zu seinem Arbeitsplatz. "Dann erst mal noch ein Käffchen, danach erledige ich Sachen, für die ich Ruhe brauche.Zum Beispiel entwerfe ich am Computer einen Spielplan für die Puppenbühne, oder ich schreibe Rechnungen und Mahnungen." Die Zahl der Mahnungen halten sich jedoch in Grenzen. "Man hat ja schon einen Blick für die Menschen, ich weiß, wem ich vertrauen kann. Nach der Büroarbeit fährt Bärmich zum Senftenberger Theater. "Dorthin nehme ich meine gesammelten Werke mit. Das ist angenehm.
Bärmich mit Gewitter-Landschaft Foto: M. Helbig Wenn man nur für sich im Büro sitzt, kriegt man ja eine Macke."

Er hält es für wichtig, sich die Proben zu den Stücken anzuschauen, für die er die Werbeplakate entwirft. "Man muss eintauchen ins Geschehen, sich die Kostüme angucken."Am Nachmittag kehrt er meistens zurück in sein Atelier. "Ich gucke nach der Post, erledige, was sonst noch anfällt, und dann geht es in den Kindergarten, meinen vierjährigen Sohn Johan abholen." Mit ihm setzt sich Bärmich abends in den selbst gebauten Sandkasten auf dem Hof. "Mit Schippe und einer Flasche Bier. Das Bier natürlich nur für mich."

Die Grafikerlaufbahn des Cottbuser Künstlers begann 1969, als er eine Lehre als Gebrauchswerber aufnahm. 1970 bis 1972 vertiefte er sich in ein Abendstudium für Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Kunst Dresden, im Anschluss studierte er Gebrauchsgrafik an der Fachschule für Werbung und Gestaltung in Berlin. Seit 1979 arbeitet Meinhard Bärmich als freischaffender Grafiker in Cottbus

René Wappler