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Lausitzer Rundschau 09.06.2004
Über allem schwebt ein Schmunzeln

Meinhard Bärmich stellt im Peitzer Amtsgebäude aus

Zwei Löwen: Meinhard Bärmichs Sohn Johan kommentierte das Löwenbild: «Papa, der sieht ja aus wie du.»
Er ist der Jongleur auf dem Nagelbrett, der mit Füßen, Händen und seiner Zunge Tische und Stühle balanciert, dabei sogar die Schwerkraft überwindet. «Das ist doch keine Kunst» , steht selbstironisch drunter. Doch. Ist es. Denn der Drachhausener Maler und Grafiker Meinhard Bärmich kommentiert in seinen Arbeiten das alltägliche, gehetzte Treiben der Menschen. Ohne Zeigefinger. Dafür mit viel Farbe. Ein Querschnitt durch seine Werke ist derzeit im Peitzer Amtsgebäude ausgestellt.
Über allem schwebt ein Schmunzeln. Elefanten, Fische, Löwen, auch Menschen – denen gibt er gerne Flügel. «Ich will die Seele oder Gedanken irgendwohin schicken“, sinniert er. „Ich betrachte die Dinge gern mit Abstand. Dann erkennt man erst, wie merkwürdig wir Menschen sein können.» Dabei nehme er sich selbst nicht aus. Bärmichs markante Konturen verstecken sich in manchem Bild. Die schlechten Dinge dürfen nicht an der Seele hängen bleiben. Ein Hund schüttelt sich ja auch, wenn er nass ist. «Wenn man etwas in sich gespeichert hat, muss man es rauslassen» , sagt Bärmich. Die Arbeit hilft ihm dabei. Die Ausstellung umfasst Meinhard Bärmichs gesamtes Arbeitsfeld. Zu sehen sind Skizzen, Grafiken, Plakate, Logos, Fotografien
seiner großformatigen Wandmalereien, Bilder, Buchillustrationen. Bekannt ist er in der Region.So hat er das Maskottchen Otti für die Buga in Cottbus entworfen, aber auch Plakate für die «Neue Bühne» Senftenberg und das Cottbuser Staatstheater. Bärmich läuft nicht hinterher. Er macht sich mit seinen Zeichnungen lieber seine eigene Fahne. «In der Masse verzerren die Menschen zu einer Grimasse» , sagt er beim Anblick seines 1989 entstandenen Bildes «Höher-Schneller-Weiter ... oder Wir sind das Volk» . Ganz bedacht hängt das Bild direkt neben dem Fluchtplan. Gleichgeschaltet marschieren die Menschen in eine Richtung, die alten Orden noch an der Brust, fordern sie «Noch schneller» , «Schneller, schneller» . Ganz hinten, eingeklemmt zwischen frohgemut stierenden Männern, taucht der schwarze Rauschebart auf. Ein Augenzwinkern. «Vielleicht werde ich ja bösartig, wenn ich älter werde» , meint der Künstler und weiß doch, dass das nicht passieren wird. «Ich lache über die Menschen, aber sie niemals aus.»

Auch mit seinen 52 Lebensjahren hat sich Meinhard Bärmich seinen ehrlichen, sogar kindlichen Blick bewahrt. So schickt er schon einmal einen Fisch in den Winterurlaub und stellt ihn auf ein paar Ski, ein blauer Löwe fühlt sich wohl im Schnee. Das waren Auftragswerke von seinen Kindern Marie (16) und Johan (6).

• Die Ausstellung ist noch bis Ende Juni im Peitzer Amtsgebäude zu sehen.

Von Peggy Kompalla